Unscheinbare Tauchunfallfaktoren

Vielen Tauchern ist nicht bewusst, dass auch eine Kombination aus vielen Kleinigkeiten zu einem Tauchunfall/-zwischenfall führen kann. Welche das u. a. sind, erfahrt ihr nachfolgend:

  • Essoufflement (Erstickungsgefühl)
  • Roemheld-Syndrom
  • Körperliche Anstrengung vor dem Abtauchen
  • Bluthochdruck
  • Restalkohol
  • Lageänderung im Wasser
  • Parasympathikusaktivierung
  • Panikübertragung auf den Buddy

 

Alle angeführten medizinischen Ursachen inklusive zu enger Ausrüstung werden verstärkt oder verursacht durch üppige Ernährung vor dem Tauchgang und ebenso durch die möglichen Auswirkungen von Alkohol auf den Organismus.

Im Folgenden wird versucht die möglichen medizinischen Ursachen für einen Tauchzwischenfall einfach zu erklären:

  • Essoufflement
    Durch Gasbildung im Darm oder Völlegefühl nach üppigen Mahlzeiten kann es zu eingeschränkter Atemtätigkeit (die verbrauchte Luft wird ungenügend abgeatmet) und damit zu einem CO2-Anstieg im Blut kommen, was zu Übelkeit und Kurzatmigkeit führen kann (Essoufflement). Verstärkt wird dieser Effekt durch zunehmende Atemarbeit aufgrund der höheren Gasdichte bei tieferen Tauchgängen. An der Oberfläche ist man nahezu symptomfrei.
  • Roemheld-Syndrom
    Die gleichen Symptome werden bei Druck auf das Zwerchfell durch z. B. einen vollen Magen beim sogenannten Roemheld-Syndrom hervorgerufen, was zu Kurzatmigkeit, aber auch zu Herzrhythmusstörungen führen kann.
  • Anstrengung
    Körperliche Anstrengung vor dem Abtauchen kann die Bildung von CO2 durch das gesteigerte Atemvolumen zusätzlich erhöhen, sie verstärkt damit die bereits genannten Ursachen.
    In Verbindung zu schwerem Essen sei hier erwähnt, dass der Körper ja bereits beim Verdauen am Arbeiten ist. Gleichzeitige körperliche Anstrengung, z. B. beim Tauchen, würde eine doppelte Belastung darstellen.
  • Alkohol
    Restalkohol führt zu Überschätzung, eingeschränktem Urteilsvermögen sowie zu einer Verlangsamung und damit zur Neigung von Fehlentscheidungen wie z. B. weiteres Abtauchen trotz bereits aufgetretener Probleme beim 5m-Check.
  • Zu hoher Blutdruck
    Bluthochdruck kann beim Tauchen zu einer lebensbedrohlichen Atemnot durch Lungenödem und daraufhin zu einer Panik mit Notaufstieg führen.
  • Schwimmlage
    Die flache Lage beim Schwimmen und Tauchen erhöht den Druck auf das Zwerchfell und verringert somit die Atemkapazität bei vollem Magen, überblähtem Darm und eng sitzender Ausrüstung, was ebenfalls zu einem CO2-Anstieg und zu Atemnot führen kann.
  • Parasympathikus
    Die automatische Aktivierung des parasympathischen Nervensystems durch die Nahrungsaufnahme kann bei zeitnaher körperlicher Belastung zu Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall, Übelkeit und damit zu Atemnot und Panik führen. Der Parasympathikus ist jener Teil des autonomen Nervensystems, welcher die Körperfunktionen für Aufbau und Regeneration steuert. Der Mensch kann nicht gleichzeitig Nahrung verdauen und körperlich leistungsfähig sein, daher sollte man nach üppigen Mahlzeiten eine längere Pause einlegen.
  • Panik
    Panik führt zu einer unkontrollierten automatischen (Flucht-)Reaktion (beim Tauchen meist eine Flucht zur Oberfläche), welche nur durch eine gute Ausbildung und ständiges Üben von Notverfahren unterdrückt werden kann (Stichwort „erfahrene Taucher“).
    Panik und Stress bei einem Taucher können sich ohne Weiteres auf den Buddy übertragen, umso wahrscheinlicher, wenn dieser unerfahren und auch bis zu einem gewissen Grad durch eine der oben genannten Ursachen beeinträchtigt ist. Daher kommt dem Buddy beim Tauchen eine sehr wichtige Rolle zu (gegenseitiges Vertrauen und Verantwortung).

Bei untrainierten Tauchern oder Tauchern mit Vorerkrankungen wirken sich alle oben beschriebenen Mechanismen in noch größerem Maße aus.
Was viele nicht bedenken ist, dass es eher dann zu einem Unfall kommt, wenn mehrere scheinbar unbedeutende Faktoren zusammenspielen, als wenn sich ein großer vorhersehbarer Unfallfaktor ankündigt.
Gerade „erfahrene“ Taucher unterschätzen immer wieder die erforderliche Fitness beim Tauchen, da eine fehlende körperliche und geistige Leistungsfähigkeit sich erst zeigt, wenn es zu Problemen kommt.

Empfehlungen:

  • Regelmäßige Tauchtauglichkeitsuntersuchung beim Taucherarzt.
  • Behandlung und gute Einstellung von Bluthochdruck, erhöhtem Cholesterin, Stoffwechsel & Herzkreislauferkrankungen.
  • Steigern der persönlichen Fitness durch ausreichende und regelmäßige Bewegung.
  • Keine Nahrungsaufnahme innerhalb von 90 Minuten vor dem Tauchgang.
  • Kein Trinken von kohlesäurehaltigen (CO2) Getränken vor dem Tauchgang.
  • Essen von leicht verdaulichen Kohlehydraten, keine Fette oder blähende Nahrungsmittel.
  • Verzicht auf Alkohol, mit Kater bzw. Restalkohol vom Vortag keinesfalls tauchen gehen.
  • Abbruch des Tauchgangs bei körperlichen Beschwerden am 5m-Sicherheitscheck.