Tauchen unter Druck – Bluthochdruck und Immersions-Lungenödem, ein schlechtes Buddy-Team?

Tauchen ist ein Breitensport und daher finden sich bei Tauchern auch alle gesundheitlichen Probleme wieder, die in der breiten Masse der Bevölkerung ebenfalls abgebildet sind. 20 bis 30 Millionen Deutsche leiden unter Bluthochdruck. Ab dem 65. Lebensjahr betrifft es jeden zweiten Bundesbürger. Bei bestehendem Bluthochdruck müssen behandelbare Erkrankungen, die diesen verursachen (sekundärer Bluthochdruck), ausgeschlossen werden. In 90% der Fälle findet man jedoch keine zugrunde liegende Krankheit (primärer Bluthochdruck).

Am Beginn jeder Behandlung sollten, falls möglich, Gewichtsabnahme und vermehrte Bewegung stehen, da ein leichter Bluthochdruck mit diesen Maßnahmen meist gut behebbar ist. Da die Ärzte sich jedoch heutzutage keinen Illusionen mehr hingeben, was die Bereitschaft der Masse für eine Zuwendung zu einem gesunden Lebensstil betrifft, werden häufig schon ab Diagnosestellung blutdrucksenkende Medikamente verschrieben.

Ein unter niedrig dosierten Betablockern gut eingestellter Bluthochdruck ist keine Kontraindikation für das Tauchen. Allerdings gilt es einige Regeln zu beachten:

  • Der Blutdruck muss unter Medikation im Normbereich sein, dieser Wert sollte 120/80 in Ruhe nicht übersteigen. Die Grenzwerte für einen normalen Blutdruck liegen bei 140/90, diese Werte sollten jedoch nicht die Ruhezielwerte sein.
  • Nach einer Neueinstellung mit Medikamenten gegen Bluthochdruck darf solange nicht getaucht werden, bis sich die Werte auf einen stabilen Bereich eingependelt haben und sich keine Nebenwirkungen zeigen. Dies wird im Normalfall nach einigen Wochen gegeben sein.
  • Betablocker können den Herzfrequenzanstieg bei Belastung beeinträchtigen und bei einigen Menschen zur Verengung der Atemwege führen. In höherer Dosis sind diese Medikamente für das Tauchen daher nicht zu empfehlen. Eine ordnungsgemäß durchgeführte Tauchtauglichkeitsuntersuchung, insbesondere die dabei durchgeführte Leistungsergometrie zeigt, ob die Medikation sich mit dem Tauchsport verträgt. Eventuell muss auf ein anderes blutdrucksenkendes Medikament (siehe unten) ausgewichen werden. Ein Absetzen der Medikation während des Tauchurlaubes ist in keinem Fall eine sinnvolle Option.

Paradoxerweise können Betablocker ebenfalls IPE (Immersions-Lungenödem – Immersion Pulmonary Edema) auslösen.

  • Gegen ACE-Hemmer, Sartane und Kalziumantagonisten gibt es keine Bedenken. Diese Medikamente senken den Blutdruck über die Wasserausscheidung. Unter Wasser kann daher jedoch die blutdrucksenkende Wirkung über den Mechanismus der Immersionsdiurese verstärkt werden. Reine Diuretika sollten zur Blutdrucksenkung ebenfalls sehr sparsam eingesetzt werden, da ein Flüssigkeitsmangel wiederum die Gefahr einer Dekompressionserkrankung erhöhen kann. Wichtig ist, wie immer beim Tauchen, auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme zu achten. Wir beobachten leider immer wieder Fälle von Dekompressionserkrankungen, deren einzig erklärbare Ursache ein Flüssigkeitsmangel am Tauchtag ist. ACE-Hemmer und Sartane sind für Taucher mit Bluthochdruck nach derzeitigem Stand der Forschung am besten zur Behandlung geeignet.
  • Vorsicht: Auch ein gut gemeintes „Zu viel“ an Flüssigkeit, kann zu Unfällen führen.
    Eine Überladung mit Flüssigkeit fördert wiederum ein Lungenödem. Durch zu viel Flüssigkeit kommt es zu einer Verdünnung wichtiger Elektrolyte im Blut, was zu Herzrhythmusstörungen und Bewusstlosigkeit führen kann.

Ein erhöhter Blutdruck bleibt häufig unbemerkt, oder die Symptome werden ignoriert. Dies kann jedoch fatal enden. Unter Wasser kann es bei hohem Blutdruck zu einer Durchlässigkeit der Gefäße in der Lunge kommen, welche am Gasaustausch beteiligt sind. Dies kann zu einem Übertritt von Flüssigkeit aus dem Blut in die luftgefüllten Alveolen führen und somit zu einem Lungenödem. Dieser Zustand führt häufig zu schwerer Atemnot unter Wasser, was in vielen Fällen mit einem panischen Notaufstieg mit folgeschwerem Ausgang enden kann.

Durch den unkontrollierten Aufstieg kann es neben dem an sich schon gefährlichen Lungenödem zu einer Lungenüberdehnung und je nach Tauchzeit und Tauchtiefe auch zu einer Dekompressionserkrankung kommen. Die Symptome verschlechtern sich meist noch während des Aufstiegs und können von leichter Atemnot, Husten und extremer Müdigkeit bis hin zu Bluthusten, schwerer Atemnot und schließlich zum Tode führen.

Hoher Blutdruck erhöht die Wahrscheinlichkeit ein Immersions-Lungenödem (IPE Immersion Pulmonary Edema) zu erleiden.

Im Falle von Atemnot im Wasser, dieses bitte schnellstens verlassen. Falls möglich sollten Sicherheitsstops und Dekompressionsstops eingehalten werden. An der Oberfläche sollte sich der Taucher nicht mehr anstrengen, bei aufrechtem Oberkörper 100% Sauerstoff atmen und bei starken Beschwerden den Rettungsdienst verständigen. Um die Sanitäter tauchmedizinisch zu unterstützen, ist es ratsam bei jeder Art von Tauchunfall eine tauchmedizinische Assistance telefonisch hinzuzuziehen.

Kaltwassertauchen erhöht ebenfalls die Gefahr ein Lungenödem zu erleiden.

Einen zusätzlich verstärkenden Effekt hat neben einem erhöhten Widerstand in der Einatemphase eines schlecht eingestellten Atemreglers das Tauchen im Kaltwasser. Die Aktivierung des Parasympathikus durch Kontakt mit kaltem Wasser im Gesicht führt zu einer Absenkung der Herzfrequenz und einer Verengung der peripheren Gefäße. Die dadurch verlängerte Entspannungsphase (Diastole) des Herzens führt zu einem Rückstau von Blut in den Lungenkreislauf und somit zu einem zusätzlich erhöhten Druck, was ein Lungenödem fördert.

Nicht nur beim Tauchen, auch beim Langstreckenschwimmen kann es zu einem Lungenödem mit Atemnot kommen. Erstmals beobachtet wurde dieses Phänomen bei israelischen Kampfschwimmern, welche bei langen Schwimmstrecken einen seitwärts liegenden Schwimmstil praktizieren. Hierbei kommt es zu einem Lungenödem in jener Lungenhälfte, welche sich unter der Wasseroberfläche befindet. Leider kam es durch diese Form des Lungenödems auch schon zu einigen Todesfällen von Leistungssportlern beim Triathlon (SIPE – Swimming induced Immersion Pulmonary Edema).

Faktoren die ein Immersionslungenödem begünstigen:

  • Bluthochdruck
  • Betablocker
  • Kaltwasser
  • Erhöhter Atemwiderstand beim Einatmen (schlecht gewarteter Regler / Tieftauchgänge mit Luft)
  • Schwere Anstrengung (nur bei gut trainierten Athleten)
  • Zu hohe Flüssigkeitsaufnahme
  • Diabetes
  • Asthma
  • Herzkrankheiten

 

Hohem Blutdruck vorbeugen

Hauptursache für hohen Blutdruck ist eine ungesunde Lebensführung. Dieses leidige Thema mag einigen sprichwörtlich schon zum Halse hinaushängen, jedoch gibt es daran wenig zu rütteln. Zu wenig Bewegung, ungesunde Ernährung, Stress und Alkoholkonsum machen aus uns mit fortschreitendem Alter eben keine gesünderen Taucher.

Natürlich kommt es auch vor, dass gesunde, sportlich aktive Menschen unter Bluthochdruck leiden. Hier spielen häufig die Gene eine entscheidende Rolle, was nicht bedeutet, dass man diesen Zustand nicht auch verbessern kann.

Als verantwortungsbewusste Taucher sollten wir neben der Umwelt, in der wir uns bewegen, auch auf unsere eigene Gesundheit und Fitness achten, um diesen schönen Sport möglichst lange ausüben zu können.