Ein Tag in der medizinischen Assistance
Es ist 8:00 Uhr in
der Früh und der Dienstbeginn der ersten Schicht der
ärztlichen Hotline von aqua med. Die ärztliche Hotline ist
in drei Schichten eingeteilt. Der folgende Text gibt echte
medizinische Fälle eines typischen Tages der medizinischen
Assistance von aqua med wieder und damit begleiten wir den
diensthabenden ärztlichen Kollegen durch den
Assistance-Alltag.
Es ist 8:20 Uhr als
der erste Anruf auf der ärztlichen Notfall-Hotline von
aqua med eintrifft. Schmerzen in der linken Flanke plagen
den in der Karibik auf den Bahamas (2:20 Uhr Ortszeit)
verweilenden Taucher. Sie kommen und gehen, was Mediziner
unter kolikartigen Schmerzen verstehen. Der Anrufer ist
schmerzgeplagt und kann während einer Schmerzspitze kaum
reden. In den schmerzfreien Episoden geht es und er kann
die Fragen des ärztlichen Assistance-Mitarbeiters
beantworten. Eine Vorstellung bei einem lokalen Arzt
erfolgte bisher noch nicht. Beruhigend aber strukturiert
erfragt der Hotline-Arzt alle wichtigen Dinge, die es zu
wissen gibt; es erfolgt eine fokussierte Anamnese zu
Dauer, Qualität und Intensität der Schmerzen. Gibt es
einen Tauchzusammenhang? Zudem: Gab es in der
Vergangenheit bereits solche Schmerzepisoden? Sind
Vorerkrankungen bekannt? Werden regelmäßig Medikamente
eingenommen und welche Medikamente werden in der
Reiseapotheke mitgeführt?
Es stellt sich heraus, was der Hotline-Arzt bereits
während der ersten drei Minuten des Anamnesegesprächs
vermutet. In der Vorgeschichte litt der Kunde bereits
mehrfach an Nierenkoliken. Krampfartig-episodische
Schmerzen, die durch Nierensteine verursacht werden. Diese
können sowohl in der Niere, als auch und vor allem im
Harnleiter stärkste Schmerzen bei der Passage in die
Harnblase verursachen. Das Gefährliche ist ein Aufstau des
Urins, der aufgrund des Steinhindernisses nicht in die
Blase gelangen kann und sich in der entsprechenden Niere
aufstaut. Das kann schwerwiegende Folgen mit bleibenden
Schäden am Organ haben und muss schnellstmöglich
ausgeschlossen werden, dessen ist sich der Hotline-Arzt im
Klaren. Es erfolgt daher die Empfehlung zur
konservativen Therapie in Form von reichlicher
Flüssigkeitsaufnahme und Einnahme der zur Verfügung
stehenden Schmerzmittel. Zudem parallel die Vorstellung
beim nächstgelegenen Arzt bzw. Notaufnahme. Da sich der
Kunde auf einer abgelegenen Insel der Bahamas befindet,
ist nur eine kleine
Krankenstation mit einem
Arzt verfügbar. Hier erhält der Erkrankte eine
Schmerzinfusion und es erfolgt in einem Zeitraum von einer
Stunde eine telefonische Rücksprache des Hotline-Arztes
mit dem behandelnden Arzt vor Ort. Im Rahmen dieses
Telefonats wird schnell deutlich, dass auf der abgelegenen
Insel, die jedoch über einen Flughafen verfügt, eine
weitere Diagnostik vor allem zum Ausschluss eines
Harnaufstaus der linken Niere und eine erweiterte
medizinische Versorgung nicht möglich ist. Da die
medizinische Versorgung auch
auf der
Hauptinsel der Bahamas nicht dem europäischen Standard
entspricht, wird auch auf Empfehlung des ärztlichen
Kollegen vor Ort, die Entscheidung zum Ausfliegen des
Kunden nach Florida (USA) beschlossen. In den folgenden
Tagen erhält der Kunde nach komplikationslosem Flug dort
unter entsprechenden schmerzstillenden Medikamenten eine
adäquate Diagnostik und Therapie und kann im Verlauf von
drei Tagen entlassen werden und seine Reise fortsetzen.
Auch laufende Assistance-Notfälle werden an diesem Tag
vom Hotline-Arzt bearbeitet:
Am gestrigen Nachmittag um 14:30 Uhr
erreichte die ärztliche Hotline ein Anruf von Bali,
Indonesien (20:30 Uhr Ortszeit). Ein 55-jähriger Kunde und
Taucher ist mit seiner Frau für einen Backpacking-Urlaub
zunächst auf Java unterwegs und schließlich auf Bali. Hier
absolviert der Kunde an insgesamt zwei Tauchtagen,
zwischen denen ein Tag Tauchpause liegt, insgesamt vier
Tauchgänge, das heißt zwei am Tag ohne Regelverstöße mit
für Bali typische moderate Tiefen bis maximal
25 Meter Tiefe. Am Ende des zweiten Tauchtags
verspürt der Taucher ein leichtes Brennen im Rachen und
Brustbereich, dem er keine weitere Bedeutung beimisst. Am
Abend ist der Kunde bei heißen Außentemperaturen und hoher
Luftfeuchtigkeit auf dem Weg zum Supermarkt, wo er
merklich spürt, dass seine Schritte schwerer werden und er
außer Atem gerät. Der Kunde berichtet dem Hotline-Arzt,
dass er denke, tagsüber zu wenig gegessen und getrunken zu
haben und sich daher schwach fühle. Der Druck
auf der Brust wird allerdings bei zunehmender Anstrengung
stärker und der Kunde berichtet von starken
Schweißausbrüchen. Seine Frau und der Kunde entscheiden
sich schließlich etwas essen zu gehen und machen sich
wiederum auf den Weg zu einem Restaurant. Der Weg dorthin
fiel dem Kunden sehr schwer, sodass sich der Kunde und
auch seine Ehefrau zunehmend Sorgen machen. Durch Zufall
begegnen sie einem Tauchbuddy. Schließlich wird in der
Annahme eines Tauchunfalls
Sauerstoff für den
Kunden aus der Tauchbasis organisiert. Die Symptome
bessern sich allerdings unter der normobaren
Sauerstofftherapie nicht, sodass die aqua med-Hotline
kontaktiert wird und der Kunde
in jenem Moment
mit dem Hotline-Arzt spricht.
Eine
Dekompressionserkrankung kann bei offenkundigem
Tauchzusammenhang nicht ausgeschlossen werden, dennoch
sind die Symptome insgesamt untypisch für diese
Erkrankung. Zudem liegt ein sehr konservatives Tauchprofil
vor mit einem Tag Tauchpause zwischen zwei Tauchtagen mit
zwei Tauchgängen in moderaten Tiefen und ohne
Regelverstöße.
Das Atmen fällt dem Kunden
während des Telefonats zunehmend schwerer und er gibt
weiterhin ein Brennen hinter dem Brustbein an. Daher
entscheidete sich der Hotline-Arzt dazu den Kunden in ein
Krankenhaus einzuweisen, um weitere Untersuchungen
vornehmen zu lassen. Hier wird nach Rücksprache mit dem
Kunden und den behandelnden Ärzten nochmals das Augenmerk
auf Symptome einer Dekompressionserkrankung gelegt, die
sich nicht bestätigten. Weiterhin wurde ein Röntgenbild
der Lunge angefertigt und Blut abgenommen. Diese
Untersuchungen blieben ebenfalls ohne pathologischen
Befund. Der Kunde wurde mittlerweile tief in der Nacht
nach Balis Ortszeit entlassen und verbringt die Nacht im
Hotelzimmer.
Heute Morgen werden
die mittlerweile übermittelten Arztbriefe und
Laborergebnisse vom Assistance-Team gesichtet und
ausgewertet. Es erfolgt eine telefonische Rücksprache
zwischen dem Kunden und dem Hotline-Arzt. Der Kunde
berichtet von persistierenden Beschwerden, die im Laufe
der Nacht ein wenig besser geworden seien. Was hatte aber
die heftigen und bedrohlich wirkenden Symptome des Kunden
am späten Nachmittag des Vortags verursacht? Der
Hotline-Arzt lässt nicht locker und bittet den Kunden in
Begleitung seiner Ehefrau nochmals das Krankenhaus auf
Bali aufzusuchen und explizit ein EKG (Elektrokardiogramm)
anfertigen zu lassen. Hier sehe das EKG zwar nicht normal
aus, doch ein Herzinfarkt, wie der Hotline-Arzt in
Zusammenschau aller Symptome vermutet, lässt sich laut
Aussage der dortigen Ärzte nicht diagnostizieren. Aufgrund
unzureichender Qualität der medizinischen Behandlung
erfolgt die Zuweisung des Kunden in ein Partnerkrankenhaus
in Denpasar, der Hauptstadt Balis. Hier wird erneut das
Schreiben eines EKGs veranlasst
sowie die
Konsultation durch einen Kardiologen. Hier bestätigt sich
die Verdachtsdiagnose eines ausgedehnten Hebungsinfarkts
der Herzhinterwand
(Abb. 1). Es erfolgt die rasche Indikationsstellung für eine
Koronarangiographie (Herzkatheteruntersuchung), die nur
nach intensiver Rücksprache und Drängen durch die
Hotline-Ärzte bei mangelnder zeitlicher und personeller
Verfügbarkeit zeitnah und nicht wie ursprünglich avisiert
in sieben Tagen erfolgen konnte. Im Rahmen der
Koronarangiographie bestätigte sich der langstreckige
Verschluss einer Herzkranzarterie, die mittels Stents
wieder eröffnet wurde. Diese Intervention rettete dem
Kunden das Leben. Der Kunde und die aqua med-Hotline
stehen in ständigem Kontakt. Nach zwei Tagen
Krankenhausaufenthalt konnte der Kunde schließlich eine
Woche später die Heimreise antreten. Parallel dazu
kümmerte sich die aqua med-Assistance um einen zeitnahen
Termin bei einem Kardiologen am Heimatort, um
schnellstmöglich und reibungslos eine kardiologische
Rehabilitation antreten zu können.
Es ist 8:00 Uhr in der Früh und der Dienstbeginn der ersten Schicht der ärztlichen Hotline von aqua med. Die ärztliche Hotline ist in drei Schichten eingeteilt. Der folgende Text gibt echte medizinische Fälle eines typischen Tages der medizinischen Assistance von aqua med wieder und damit begleiten wir den diensthabenden ärztlichen Kollegen durch den Assistance-Alltag.
Es ist 8:20 Uhr als der erste Anruf auf der ärztlichen Notfall-Hotline von aqua med eintrifft. Schmerzen in der linken Flanke plagen den in der Karibik auf den Bahamas (2:20 Uhr Ortszeit) verweilenden Taucher. Sie kommen und gehen, was Mediziner unter kolikartigen Schmerzen verstehen. Der Anrufer ist schmerzgeplagt und kann während einer Schmerzspitze kaum reden. In den schmerzfreien Episoden geht es und er kann die Fragen des ärztlichen Assistance-Mitarbeiters beantworten. Eine Vorstellung bei einem lokalen Arzt erfolgte bisher noch nicht. Beruhigend aber strukturiert erfragt der Hotline-Arzt alle wichtigen Dinge, die es zu wissen gibt; es erfolgt eine fokussierte Anamnese zu Dauer, Qualität und Intensität der Schmerzen. Gibt es einen Tauchzusammenhang? Zudem: Gab es in der Vergangenheit bereits solche Schmerzepisoden? Sind Vorerkrankungen bekannt? Werden regelmäßig Medikamente eingenommen und welche Medikamente werden in der Reiseapotheke mitgeführt?
Es stellt sich heraus, was der Hotline-Arzt bereits
während der ersten drei Minuten des Anamnesegesprächs
vermutet. In der Vorgeschichte litt der Kunde bereits
mehrfach an Nierenkoliken. Krampfartig-episodische
Schmerzen, die durch Nierensteine verursacht werden. Diese
können sowohl in der Niere, als auch und vor allem im
Harnleiter stärkste Schmerzen bei der Passage in die
Harnblase verursachen. Das Gefährliche ist ein Aufstau des
Urins, der aufgrund des Steinhindernisses nicht in die
Blase gelangen kann und sich in der entsprechenden Niere
aufstaut. Das kann schwerwiegende Folgen mit bleibenden
Schäden am Organ haben und muss schnellstmöglich
ausgeschlossen werden, dessen ist sich der Hotline-Arzt im
Klaren. Es erfolgt daher die Empfehlung zur
konservativen Therapie in Form von reichlicher
Flüssigkeitsaufnahme und Einnahme der zur Verfügung
stehenden Schmerzmittel. Zudem parallel die Vorstellung
beim nächstgelegenen Arzt bzw. Notaufnahme. Da sich der
Kunde auf einer abgelegenen Insel der Bahamas befindet,
ist nur eine kleine
Krankenstation mit einem
Arzt verfügbar. Hier erhält der Erkrankte eine
Schmerzinfusion und es erfolgt in einem Zeitraum von einer
Stunde eine telefonische Rücksprache des Hotline-Arztes
mit dem behandelnden Arzt vor Ort. Im Rahmen dieses
Telefonats wird schnell deutlich, dass auf der abgelegenen
Insel, die jedoch über einen Flughafen verfügt, eine
weitere Diagnostik vor allem zum Ausschluss eines
Harnaufstaus der linken Niere und eine erweiterte
medizinische Versorgung nicht möglich ist. Da die
medizinische Versorgung auch
auf der
Hauptinsel der Bahamas nicht dem europäischen Standard
entspricht, wird auch auf Empfehlung des ärztlichen
Kollegen vor Ort, die Entscheidung zum Ausfliegen des
Kunden nach Florida (USA) beschlossen. In den folgenden
Tagen erhält der Kunde nach komplikationslosem Flug dort
unter entsprechenden schmerzstillenden Medikamenten eine
adäquate Diagnostik und Therapie und kann im Verlauf von
drei Tagen entlassen werden und seine Reise fortsetzen.
Auch laufende Assistance-Notfälle werden an diesem Tag
vom Hotline-Arzt bearbeitet:
Am gestrigen Nachmittag um 14:30 Uhr
erreichte die ärztliche Hotline ein Anruf von Bali,
Indonesien (20:30 Uhr Ortszeit). Ein 55-jähriger Kunde und
Taucher ist mit seiner Frau für einen Backpacking-Urlaub
zunächst auf Java unterwegs und schließlich auf Bali. Hier
absolviert der Kunde an insgesamt zwei Tauchtagen,
zwischen denen ein Tag Tauchpause liegt, insgesamt vier
Tauchgänge, das heißt zwei am Tag ohne Regelverstöße mit
für Bali typische moderate Tiefen bis maximal
25 Meter Tiefe. Am Ende des zweiten Tauchtags
verspürt der Taucher ein leichtes Brennen im Rachen und
Brustbereich, dem er keine weitere Bedeutung beimisst. Am
Abend ist der Kunde bei heißen Außentemperaturen und hoher
Luftfeuchtigkeit auf dem Weg zum Supermarkt, wo er
merklich spürt, dass seine Schritte schwerer werden und er
außer Atem gerät. Der Kunde berichtet dem Hotline-Arzt,
dass er denke, tagsüber zu wenig gegessen und getrunken zu
haben und sich daher schwach fühle. Der Druck
auf der Brust wird allerdings bei zunehmender Anstrengung
stärker und der Kunde berichtet von starken
Schweißausbrüchen. Seine Frau und der Kunde entscheiden
sich schließlich etwas essen zu gehen und machen sich
wiederum auf den Weg zu einem Restaurant. Der Weg dorthin
fiel dem Kunden sehr schwer, sodass sich der Kunde und
auch seine Ehefrau zunehmend Sorgen machen. Durch Zufall
begegnen sie einem Tauchbuddy. Schließlich wird in der
Annahme eines Tauchunfalls
Sauerstoff für den
Kunden aus der Tauchbasis organisiert. Die Symptome
bessern sich allerdings unter der normobaren
Sauerstofftherapie nicht, sodass die aqua med-Hotline
kontaktiert wird und der Kunde
in jenem Moment
mit dem Hotline-Arzt spricht.
Eine
Dekompressionserkrankung kann bei offenkundigem
Tauchzusammenhang nicht ausgeschlossen werden, dennoch
sind die Symptome insgesamt untypisch für diese
Erkrankung. Zudem liegt ein sehr konservatives Tauchprofil
vor mit einem Tag Tauchpause zwischen zwei Tauchtagen mit
zwei Tauchgängen in moderaten Tiefen und ohne
Regelverstöße.
Das Atmen fällt dem Kunden
während des Telefonats zunehmend schwerer und er gibt
weiterhin ein Brennen hinter dem Brustbein an. Daher
entscheidete sich der Hotline-Arzt dazu den Kunden in ein
Krankenhaus einzuweisen, um weitere Untersuchungen
vornehmen zu lassen. Hier wird nach Rücksprache mit dem
Kunden und den behandelnden Ärzten nochmals das Augenmerk
auf Symptome einer Dekompressionserkrankung gelegt, die
sich nicht bestätigten. Weiterhin wurde ein Röntgenbild
der Lunge angefertigt und Blut abgenommen. Diese
Untersuchungen blieben ebenfalls ohne pathologischen
Befund. Der Kunde wurde mittlerweile tief in der Nacht
nach Balis Ortszeit entlassen und verbringt die Nacht im
Hotelzimmer.
Heute Morgen werden
die mittlerweile übermittelten Arztbriefe und
Laborergebnisse vom Assistance-Team gesichtet und
ausgewertet. Es erfolgt eine telefonische Rücksprache
zwischen dem Kunden und dem Hotline-Arzt. Der Kunde
berichtet von persistierenden Beschwerden, die im Laufe
der Nacht ein wenig besser geworden seien. Was hatte aber
die heftigen und bedrohlich wirkenden Symptome des Kunden
am späten Nachmittag des Vortags verursacht? Der
Hotline-Arzt lässt nicht locker und bittet den Kunden in
Begleitung seiner Ehefrau nochmals das Krankenhaus auf
Bali aufzusuchen und explizit ein EKG (Elektrokardiogramm)
anfertigen zu lassen. Hier sehe das EKG zwar nicht normal
aus, doch ein Herzinfarkt, wie der Hotline-Arzt in
Zusammenschau aller Symptome vermutet, lässt sich laut
Aussage der dortigen Ärzte nicht diagnostizieren. Aufgrund
unzureichender Qualität der medizinischen Behandlung
erfolgt die Zuweisung des Kunden in ein Partnerkrankenhaus
in Denpasar, der Hauptstadt Balis. Hier wird erneut das
Schreiben eines EKGs veranlasst
sowie die
Konsultation durch einen Kardiologen. Hier bestätigt sich
die Verdachtsdiagnose eines ausgedehnten Hebungsinfarkts
der Herzhinterwand
(Abb. 1). Es erfolgt die rasche Indikationsstellung für eine
Koronarangiographie (Herzkatheteruntersuchung), die nur
nach intensiver Rücksprache und Drängen durch die
Hotline-Ärzte bei mangelnder zeitlicher und personeller
Verfügbarkeit zeitnah und nicht wie ursprünglich avisiert
in sieben Tagen erfolgen konnte. Im Rahmen der
Koronarangiographie bestätigte sich der langstreckige
Verschluss einer Herzkranzarterie, die mittels Stents
wieder eröffnet wurde. Diese Intervention rettete dem
Kunden das Leben. Der Kunde und die aqua med-Hotline
stehen in ständigem Kontakt. Nach zwei Tagen
Krankenhausaufenthalt konnte der Kunde schließlich eine
Woche später die Heimreise antreten. Parallel dazu
kümmerte sich die aqua med-Assistance um einen zeitnahen
Termin bei einem Kardiologen am Heimatort, um
schnellstmöglich und reibungslos eine kardiologische
Rehabilitation antreten zu können.

Abb. 1: Exemplarische Darstellung eines 12-Kanal-EKGs. Deutliche ST-Streckenhebungen über der Herzhinterwand zu sehen in den Extremitäten-Ableitungen II, III und AVF (blauer Pfeil). Der Übersicht halber wird auf die Darstellung der Brustwandableitungen verzichtet. © Dr. Dr. Philipp Stahl
Um 10:40 Uhr ist der
Hotline-Arzt erneut an diesem bisher bereits geschäftigen
Tag gefragt. Es meldet sich der Partner einer Kundin aus
Südägypten (11:40 Uhr Ortszeit). Die Kundin beklagt seit
nunmehr drei Tagen einen zunächst juckenden Ausschlag mit
Bläschenbildung der Innenseite des rechten Oberschenkels und
der rechten Kniekehle. Seit dem Vortag seien die betroffenen
Hautareale nun sehr schmerzhaft und nicht mehr mit dem
Tauchen zu vereinbaren, da der Neoprenanzug zu starke
Schmerzen hervorrufe. Die Frage, die der Partner der
Erkrankten stellt, ist jene nach einem möglichen
Tauchzusammenhang im Sinne einer Dekompressionserkrankung
oder einer Allergie. Nach ausführlicher tauchmedizinischer
Anamnese wird schnell klar, dass eine DCS ausgeschlossen
werden kann. Bei genauerem Nachfragen wird berichtet, dass
bereits Salben aus der Hausapotheke auf die betroffenen
Stellen aufgetragen wurden, aber keinerlei Linderung
brachten. Zudem wurde von Mitreisenden die Empfehlung zur
Einnahme eines Cortisonpräparats empfohlen
und
zur Verfügung gestellt. Dadurch sei zwar der initiale
Juckreiz gelindert worden, aber die betroffenen Hautbereiche
seien jetzt mit deutlich mehr schmerzhaften Bläschen und
Rötungen versehen. Die Kundin sei verzweifelt,
schmerzgeplagt und aktuell auf dem Weg zum Hotelarzt, daher
ist es dem Hotline-Arzt nicht möglich mit der Kundin
persönlich zu sprechen. Ein persönliches Gespräch mit dem
betroffenen Kunden ist immer anzustreben, da in der Regel
ein Informationsverlust bei der Schilderung durch Dritte
entsteht. Der Hotline-Arzt hat bereits einen Verdacht und
bittet den Partner der Kundin rasch nach Rückkehr ins
Hotelzimmer Bilder der betroffenen Hautareale zu machen und
zuzusenden. Sobald diese vorliegen,
erfolgt ein
zeitnaher Rückruf an die Kundin. Die Bilder erreichen die
Assistance circa 30 Minuten später und nach Sichtung durch
den Hotline-Arzt bestätigt sich die Verdachtsdiagnose, die
in dieser Ausprägung eine Blickdiagnose ist
(Abb. 2). Der
Hotline-Arzt stellt die Diagnose eines Herpes zoster
(Gürtelrose) und kann dann im persönlichen Gespräch die
Kundin beruhigen und Handlungsanweisungen hinsichtlich der
medikamentösen Therapie geben. Das Cortisonpräparat
Mitreisender sowie die bereits aufgetragenen Salben aus der
Hausapotheke sind ab sofort zu meiden. Das empfohlene
Virostatikum sowie eine spezielle Paste zur Schmerzlinderung
sind in einer Apotheke im rund zwei Stunden entfernten
Hurghada erhältlich, sodass der Therapiebeginn am Folgetag
beginnen kann. Ein Abbruch der Reise ist nicht notwendig,
allerdings wird empfohlen die betroffenen Stellen vor
Sonneneinstrahlung zu schützen sowie Salz- und Poolwasser zu
meiden. Zudem wird die Kundin, die bereits das
60. Lebensjahr überschritten hat, hinsichtlich einer
Impfung gegen Gürtelrose in Deutschland nach vollständigem
Abklingen der Erkrankung beraten (siehe dazu auch den Text
unter Abb. 2).

Abb. 2: Typisches Bild einer Gürtelrose (Herpes zoster) der rechten Oberschenkelinnenseite und Kniekehle. Eine initiale Rötung mit mgl. Juckreiz, wie o.g. Kundin beschrieben, geht im Verlauf mehrerer Tage in eine deutliche Bläschenbildung mit teils sehr schmerzhaften betroffenen Hautarealen einher. Die Erkrankung ist impfpräventabel und wird von der STIKO (Ständigen Impfkommission) für alle Personen ab dem 60. Lebensjahr als Standartimpfung und für Personen mit chronischen Vorerkrankungen bereits ab dem 50. Lebensjahr. © Dr. Dr. Philipp Stahl
Ein weiterer laufender Assistancefall wird bearbeitet:
Genau 11:35 Uhr ruft
der Hotline-Arzt einen Rucksackreisenden aus Thailand (16:35
Uhr Ortszeit) an. Dieser hatte am Vortag den Rat der
Hotline-Ärzte gesucht. Er beklagt seit drei Tagen einen für
ihn ungewöhnlich lang anhaltenden fiebrigen Infekt mit
anfangs Übelkeit und Durchfall und nun mit ausgeprägten
Schmerzen in den Gliedern, Gelenken und dem Rücken, sodass
er sich kaum rühren könne. Weiterhin sei ihm ein
feinfleckiger Ausschlag an Brust, Bauch und soweit
beurteilbar auch am Rücken aufgefallen. Nach entsprechender
ausführlicher Anamnese werden unter anderem auch die
Reiseroute und das Auftreten von Mückenstichen abgefragt.
Letzteres wird bejaht. Anhand der geschilderten
eindrücklichen Symptome, der Reiseroute und des Auftretens
von Mückenstichen am Tage stellte der, auch in Tropen- und
Reisemedizin geschulte, Hotline-Arzt die Verdachtsdiagnose
eines Dengue-Fiebers und empfahl die umgehende Vorstellung
in einer Notaufnahme eines nahe gelegenen Krankenhauses.
Diese wurde anhand einer sogenannter Setcard für das Land
Thailand gemeinsam mit der Assistance rasch herausgesucht
und ein entsprechendes Kooperationskrankenhaus, mit dem aqua
med vor allem in Hinblick auf tropenmedizinische Diagnostik
gute Erfahrung gemacht habe, empfohlen. Es wurde noch am
gestrigen Tag mittels Schnelltest innerhalb von einer Stunde
die Diagnose eines Dengue-Fiebers gestellt. Es erfolgten
zudem noch die Abnahme weiterer Laborparameter, insbesondere
eins Blutbilds, auf die der Kunde noch warten musste.
Schließlich zeigte sich ein für das Dengue-Fieber typisches
Bild einer Reduktion der für die Gerinnung
mitverantwortlichen
Blutplättchen
(Thrombozyten). Eine stationäre Aufnahme war aber nach
Verabreichung und Rezeptierung fiebersenkender und
schmerzstillender Medikamente nicht nötig.
Beim
heutigen Telefonat stellte sich heraus, dass der Kunde am
Tage auch ohne Medikamente fieberfrei war. Es erfolgten im
Verlauf der folgenden sechs Tage tägliche Telefongespräche
mit dem Erkrankten und die Auswertung der täglich
übermittelten Laborwerte, wofür der Kunde sich täglichen
Blutabnahmen unterziehen musste. Insbesondere in der
Entfieberungsphase besteht die Gefahr von schweren
Blutungen. Das sogenannte hämorrhagische Dengue-Fieber geht
mit der Gefahr eines lebensbedrohlichen
Gesundheitszustandes einher. Hinsichtlich dieses Notfalls
normalisierten sich entsprechende Laborparameter nach
initialem Abfall bis Tag drei nach Erstvorstellung wieder.
Für weitere Fragen und eventuellen verbleibenden
Restsymptomen steht dem Kunden die aqua med-Hotline stets
zur Verfügung.

Abb. 3: Die Stechmücken der Gattung Aedes albopictus (Asiatische Tigermücke) und Aedes Aegypti (Gelbfiebermücke) sind tagaktiv (diurnal), stechen daher vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung. Exemplarisch ist hier eine Asiatische Tigermücke gezeigt. Sie ist vor allem in Südostasien für das Übertragen des Dengue-Virus verantwortlich. © CDC
Gegen 16:45 Uhr
klingelt das Telefon des ärztlichen Hotline-Dienstes erneut.
Ein Anruf eines besorgten Ehemanns einer Kundin von einem
Safariboot auf den Malediven (19:45 Uhr Ortszeit). Diese sei
nach bisher
insgesamt drei Tauchtagen und
insgesamt zehn Tauchgängen in diesen Tagen circa 30 Minuten
nach dem letzten und dritten Tauchgang am heutigen Tag
zunächst sehr schläfrig und schlaff gewesen und habe sich
in die Bootskajüte zurückgezogen. Nach weiteren
30 Minuten bemerkte die Kundin nach einer Dusche im Spiegel
fleckige Rötungen an beiden Hüften, Bauch und Dekolleté.
Etwa 20 Minuten später beschrieb die Kundin ihrem Ehemann
Kribbeln und Missempfindungen an beiden Händen und
Unterarmen sowie beiden Füßen. Es wurde die verantwortliche
Bootscrew und der Diveguide informiert. Zunächst wurde
hinsichtlich der, im Verlauf dann korrekten, Einschätzung
einer Dekompressionserkrankung zurückhaltend auf die
Verabreichung von 100 Prozent Sauerstoff reagiert und
nichts unternommen. Als sich dann wiederum rund eine halbe
Stunde später die Kundin mit Schwindel und Übelkeit sowie
stärker werdenden Missempfindungen erneut an die Crew
wandte, erfolgt der Anruf an den aqua med-Tauchernotruf.
Nach gezielter Befragung durch den Hotline-Arzt, zunächst
des Ehemannes und dann auch persönlich mit der verunglückten
Taucherin konnte die Diagnose einer schweren
Dekompressionskrankheit gestellt werden. Es erfolgte die
dringende Empfehlung zur sofortigen Einleitung einer
Sauerstofftherapie mit einer enganliegenden Maske für
mindestens 30 Minuten. Zudem erfolgte die engmaschige
telefonische Abstimmung mit dem verantwortlichen
Diving-Supervisor des Safarischiffs. In einem erneuten
Telefonat rund 40 Minuten später schilderte die Kundin zwar
eine Besserung der zuvor geschilderten Symptomatik mit aber
noch persistierendem Kribbel- und Taubheitsgefühl
(Taucherflöhe) sowie fleckförmigen Veränderungen oben
beschriebener Körperpartien (Cutis marmorata,
Abb. 4). Übelkeit und
Schwindel sind ebenfalls noch vorhanden.
Daraufhin
erfolgte in einem weiteren Telefonat mit dem Hotline-Arzt
die Empfehlung zur Druckkammertherapie. Im Verlauf mehrerer
Telefonate wurde die Kundin bei nächstgelegener, verfügbarer
Druckkammer angemeldet und ein Transport mit einem Speedboot
organisiert. Rund acht Stunden nach erfolgtem Hotline-Anruf
(1:00 Uhr in Deutschland, 4:00 Uhr Ortszeit Malediven) wurde
der Zustand und die klinischen Symptome der Taucherin durch
den Hotline-Arzt nebst Sichtung und Auswertung des
inzwischen zugesandten Arztbriefes der behandelnden
Druckkammerärzte vor Ort reevaluiert. Eine USN Tabelle VI
ist im Druckkammerzentrum erfolgt und zeigte gutes
Ansprechen, sodass die Kundin fast gänzlich symptomfrei war.
Nach telefonischer ärztlicher Besprechung des Hotline-Arztes
mit dem Druckkammerarzt auf den Malediven wurde die
Kostenübernahme für eine Folgedruckkammerfahrt für den
Folgetag vereinbart. Die verunglückte Taucherin war
nachdieser Follow-up-Fahrt gänzlich symptomlos und konnte
ihren Urlaub, nicht aber ihren Tauchurlaub fortsetzen. Im
Rahmen mehrerer Telefongespräche durch das ärztliche
Hotline-Team mit der Kundin wurde eine Tauchpause empfohlen
und darauf hingewiesen, dass die Tauchtauglichkeit nach
diesem Tauchunfall erloschen ist. Eine erneute
Tauchtauglichkeitsuntersuchung durch einen Tauchmediziner
wurde in frühestens drei Monaten empfohlen. Zudem besteht
das Angebot der tauchmedizinischen Beratung durch das MHW
Medical Board.

Abb. 4: Cutis marmorata bei o.g. Taucherin als Folge einer lymphokutanen DCS. Diese Form der Symptomatik findet sich häufig bei Taucherinnen und Tauchern mit einem PFO. Formal handelt es sich in diesem Fall um eine arterielle Gasembolie (AGE) aufgrund des Shunt-Mechanismus zwischen beiden Vorhöfen und daher laut Klassifikation um eine DCI. © Dr. Dr. Philipp Stahl
Gegen 20 Uhr meldete
sich ein Taucher auf der ärztlichen Hotline aus dem Auto auf
dem Weg von Messinghausen im Sauerland nach Hause in
Süddeutschland. Er habe mehrere technische Tauchgänge
durchgeführt und sich bereits vor zwei Tagen am Ende des
Tauchtages nicht wohl gefühlt. Vor zwei Tagen gab er Druck
im Bereich der Brust, Kopfschmerzen und allgemeines
Unwohlsein gepaart mit Müdigkeit an. Die Symptome seien dann
am nächsten Tag verschwunden, sodass weiter getaucht worden
war.
Bezüglich der Tauchgänge wurden
regelkonforme Tauchgänge mit langen Austauchphasen und
verlängerten Sicherheitsstopps angegeben. Die
Gradientenfaktoren (GFs) waren insgesamt konservativ
eingestellt. Grund des Anrufs seien erneute Beschwerden,
ähnlich wie solche vor zwei Tagen, die er rund 60 Minuten
nach Beendigung des letzten Tauchgangs beim Packen des Autos
bemerkt habe. Neben Druck hinter dem Brustbein, Unwohlsein,
Kopfschmerz mit leichter Übelkeit berichtet der, aktuell
immer noch im Auto auf einer Raststätte wartende, Kunde über
subjektive Schwierigkeiten beim Atmen (er habe das Gefühl
nicht ausreichend Luft zu bekommen) sowie leichtes
Schwindelgefühl als neues Symptom. Zudem zeige das eigene
Pulsoxymeter (Fingergerät zur Messung der peripheren
Sauerstoffsättigung im Blut) einen niedrigen Wert. In
Zusammenschau der Symptome mit den vorausgegangenen
Tauchprofilen entscheidet sich der Hotline-Arzt dazu, den
Kunden zu bitten, den Rettungsdienst zu alarmieren unter
Angabe seiner soeben geschilderten Krankengeschichte und
aktuellem Standort.
Im weiteren Verlauf des
Abends bzw. der Nacht erfolgten mehrere telefonische
Rücksprachen des Hotline-Arztes mit dem diensthabenden
Internisten des im Sauerland befindlichen Akutkrankenhauses,
auch vor dem Hintergrund, dass die dortigen Kollegen in
Hinsicht auf Tauchunfälle gerne die tauchmedizinische
Expertise des Hotline-Arztes und entsprechende Empfehlungen
annahmen.
Der Kunde war nicht vital bedroht,
seine Sauerstoffsättigung war initial tatsächlich
eingeschränkt, weshalb er über eine Nasenbrille Sauerstoff
in niedriger Flussrate erhalten habe. Diese zuvor
geschilderten Symptome waren rückläufig (Druck hinter dem
Brustbein, Kopfschmerzen, leichtes Schwindelgefühl), sodass
die Sauerstofftherapie von den dortigen Kolleginnen und
Kollegen bei guter Sauerstoffsättigung unter Raumluft im
Verlauf von zwei Stunden beendet wurde. Nach Rücksprache mit
dem Hotline-Arzt erfolgte noch der radiologische Ausschluss
eines sehr ernstzunehmenden Krankheitsbildes, was sich nicht
selten schwierig diagnostizieren lässt, eine
Lungenarterienembolie. Weiterhin erfolgte eine
Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie).
Hier zeigten sich zwar am Herzen keinerlei Auffälligkeiten,
aber eine ausgedehnte Akkumulation (Ansammlung) von
Gasblasen im Bereich des rechten Herzvorhofs und der rechten
Herzkammer (Abb. 5).

Abb. 5: Bildausschnitt der Transthorakalen Echokardiographie (TTE) beim o.g. verunfallten Taucher. Der rechte Ventrikel (rechte Herzkammer, weißer Pfeil, links im Bild) weist im Rahmen dieses Tauchunfalls eine deutliche Blasenlast (weiße Punkte bzw. Pünktchen) im Vergleich zum linken Ventrikel (linke Herzkammer, roter Pfeil, links im Bild) auf. In diesem Fall funktioniert der Lungenfilter gut, da die Blasen vom rechten Ventrikel via Lungenarterie (sauerstoffarmes, aber Stickstoffblasen-reiches Blut) zur Lunge transportiert werden, im Rahmen des alveolären Gasaustauschs abgeatmet werden und in diesem Fall fast Stickstoffblasen-armes (aber sauerstoffreiches) Blut via Lungenvenen über den linken Herzvorhof in den linken Ventrikel und sukzessive in den Kreislauf gelangen. © Dr. Dr. Philipp Stahl
Dieses Phänomen wurde nach erneuter Rückline-Arzt als
Zeichen einer massiven Gaslast, das heisst einer
Übersättigung des venösen Systems gewertet. Der Lungenfilter
zum Abatmen der Stickstoffbläschen funktionierte aber anhand
des Herzultraschallbefundes sehr gut, da das linke Herz kaum
bis keinerlei Blasen zeigte.
Es erfolgte nach
intensiver Rücksprache und bereits deutlich
fortgeschrittener Zeit – es war inzwischen Mitternacht – die
Wiederaufnahme einer normobaren Sauerstofftherapie. Eine
Druckkammertherapie war aufgrund der ungünstigen
geographischen Lage, fehlender nächtlicher Verfügbarkeit und
bereits prompt rückläufigen Symptomen unter initialer
Sauerstofftherapie als sekundär eingestuft worden. Am
Folgetag erfolgte eine Verlaufskontrolle der
Herzultraschalluntersuchung, in der sich keinerlei
Restblasen im Bereich des rechten Herzens mehr zeigten. Der
Kunde war vollkommen symptomfrei, sodass eine nun am Tag
mögliche Verlegung in das nächste Druckkammerzentrum nicht
mehr indiziert war. Dem Kunden wurde eine Tauchpause
empfohlen und bei erloschener Tauchtauglichkeit vor
Wiederaufnahme des Tauchsport eine erneute
Tauchtauglichkeitsuntersuchung.
Im weiteren Verlauf
erfolgten im Rahmen der tauchmedizinischen Beratung noch
mehrere Gespräche hinsichtlich der Ursache der geschilderten
Symptome. Eine Dekompressionserkrankung kann schließlich nur
als Verdacht formuliert werden, aber eine kritische
Blasenlast (Herzultraschallbefund) nach mehreren
anspruchsvollen technischen Tauchgängen innerhalb von drei
Tagen ist nach prompter Besserung der Symptome unter
Sauerstofftherapie anzunehmen. Die Schmerzen im Brustbein
können als sogenannte chokes gewertet werden.
FAZIT
Der Tag einer medizinischen Assistance ist abwechslungsreich
und erfordert ein hohes Maß an Verständnis, Einfühlungs
vermögen und Flexibilität. Es ist ein breit aufgestelltes
Fachwissen, weit über die tauchmedizinischen Grenzen hinaus,
erforderlich. Dennoch ist die spezielle tauchmedizinische
Expertise und Erfahrung in der Diagnose und Behandlung von
Tauchunfällen zwingend erforderlich. Ein polypragmatischer
Handlungsansatz ist in der (Tauch-)Assistance-Medizin
unerlässlich. Obgleich bestimmte Krankheitsbilder
leitlinienentsprechende Behandlung bedürfen, ist in
besonderen Situationen, wie beispielsweise Tageszeit,
abgelegene Gebiete, mangelnde Verfügbarkeit eines operablen
Durckkammerzentrums oder fehlende Transportfähigkeit der
verunglückten bzw. erkrankten Person, stets Flexibilität vom
medizinischen Assistance-Team erforderlich.
Höchste
Priorität genießt immer die Gesundheit der Anruferinnen und
Anrufer. Das oberste Ziel ist es, den Kundinnen und Kunden
immer die bestmögliche medizinische Versorgung zukommen zu
lassen, auch wenn das unter Umständen sehr aufwendig sowie
zeit- und kostenintensiv ist.