Fieber in den Tropen – ein unliebsamer und gefährlicher Begleiter

Susanne und ihr Freund Heiko reisen im Oktober 2016 nach Indonesien und auf die Philippinen, um für die nächsten 3 Monate an besonderen Plätzen tauchen zu gehen, ihren Erfahrungshorizont als Tauchlehrer zu erweitern und vielleicht sogar einen geeigneten Ort für eine eigene Tauchbasis zu entdecken.

Zunächst besuchen sie Freunde auf der kleinen Insel Gili Air und reisen mit mehreren Zwischenstopps zur Traum­destination vieler Taucher – Raja Ampat in West-Papua. Nach einer Woche Aufenthalt dort geht es Ende Novem­ber schließlich auf die Insel Negros, Philippinen.

Die Reise nimmt eine dramatische Wende

Nach einer Nacht mit leichtem Fieber und Unwohlsein entwickelt Susanne in der darauffolgenden Nacht hohes Fieber. Heiko und sie machen sich große Sorgen und fah­ren morgens ins nächste Krankenhaus. Dort werden eine Blut- und Urinkultur sowie ein Malaria-Test abge­nom­men. Obwohl diese Gegend der Philippinen selbst nicht als hohes Risikogebiet für Malaria gilt, ist eine Infek­tion nicht auszuschließen, da sich die beiden zuvor in West-Papua – einem Hochrisikogebiet – aufgehalten haben.

Als Heiko die Befunde im externen Labor abholt, wer­den ihm nur 2 Worte entgegnet: „no malaria.“ Erleichtert gibt er diese Information sowie die Befunde an die behandelnde Ärztin im Krankenhaus weiter. Da die Anzahl der Blutplättchen in Susannes Blut sehr niedrig ist, vermutet die Ärztin eine Infektion mit dem Dengue-Virus. „In der Region ist gerade eine kleine Epidemie“, sagt sie. Susanne wird stationär eingewiesen und die Symptome sollen u. a. mittels einer hohen intravenösen Flüssigkeitszufuhr behandelt werden. Ein Dengue-Test steht zu diesem Zeitpunkt nicht zur Verfügung.

Nach 4 Tagen Behandlung gegen Dengue geht es Susan­ne jedoch immer schlechter. Sie bekommt zunehmend Atem­not, was untypisch für den Krankheitsverlauf von Dengue ist. Einer der Stationsärzte wird skeptisch und durchsucht intensiv Susannes Krankenakte. Es taucht ein Laborbefund auf, der auf den Tag von Susannes Einlieferung datiert ist: „positive for malaria“.

Dieser Befund ist ein Schock für Susanne und Heiko. Wo war dieser Laborbefund die letzten 4 Tage? Lokale Fei­er­tage und ein geschlossenes Gesundheitsamt, an das der Befund in aller Regel zuerst weitergeleitet wird, haben unter anderem zu der verzögerten Weiterleitung ans Krankenhaus beige­tra­gen. Susanne wird auf die Intensivstation verlegt und muss beatmet werden. Sie erinnert sich: „Ich hatte wegen der Fehldiagnose und des verspäteten Therapiebeginns am Anfang Angst um mein Leben.“

Heiko ruft die aqua med diveline an. Der diensthabende aqua med doc kann den beiden zunächst die Angst neh­men, denn aus Erfahrung weiß er, dass ein verzö­ger­ter Therapiebeginn in der Praxis häufiger vorkommt. Nach interner Abstimmung mit seinem auf Tropenme­di­zin spezialisierten Kollegen aus dem aqua med medical board wird die Betreuung von Susanne an diesen über­geben.

Susanne zeigt das Vollbild eines komplizierten Verlaufs einer Malaria tropica, was laut dem aqua med doc „mit großer Wahrscheinlichkeit auf die falsche Therapie, insbesondere die zu hohe Flüssigkeitsgabe über die Vene“  zurückzuführen ist. Dadurch ist es bei Susanne zu einer Wasseransammlung in der Lunge (Lungenödem) und der Atemnot gekommen.

Neben weiteren typischen Symptomen für eine kompli­zierte Malaria tropica und dem deutlichen Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) zeigt sich bei Susanne eine aus­geprägte Blutarmut (Anämie). Aus diesem Grund benötigt sie nun mehrere Bluttransfusionen.

Doch nach der ersten Transfusion ist im Krankenhaus kein Blut in Susannes Blutgruppe mehr vorrätig. Vor Ort ist es normalerweise üblich im Bekanntenkreis zu fra­gen, ob jemand für Freunde oder Ver­wand­te Blut spenden kann. Da die zwei nur auf der Durchreise sind, kennen sie niemanden vor Ort und das Krankenhauspersonal darf nicht spenden. Heiko versucht sein Glück bei den Resorts und Tauchschulen
in der Nähe und tritt auch mit einem sogenannten „Bluthändler“ in Kontakt. Dieser verlangt jedoch eine horrende Summe für die Vermittlung eines kompatiblen Spenders. „Ein mieses Geschäft mit der Not anderer Menschen“, so Heiko.

Hilfe von unerwarteter Seite

Wie durch ein Wunder kommen innerhalb weniger Tage 4 Menschen ins Krankenhaus, die freiwillig und ohne Vergütung Blut für Susanne spenden wollen. Heiko und Susanne erfahren erst später, dass ein Student durch das Krankenhauspersonal von ihrer Lage erfahren und einen Facebookaufruf gestartet hat. Zum Glück findet sich ein geeigneter Spender und Susanne bekommt die nötigen Transfusionen. „Ich war zu Tränen gerührt“, erinnert sie sich heute.

Wie soll Susannes weitere Behandlung aussehen? Da das Gebiet, in dem sich Susanne und Heiko aufhalten, nur ein geringes Malariarisiko aufweist, hat das medizinische Personal keine große Erfahrung in der Diagnostik und Therapie von Malaria. Auch das am besten geeignete Medikament für Susannes Situation ist nicht sofort verfügbar.

Aus diesem Grund spricht sich der aqua med doc zur Therapieeinleitung mit dem sofort verfügbaren Medikament Malarone aus, um keine weitere Zeit mehr zu verlieren, da Susannes Zustand weiterhin kritisch ist.

Auch wenn das Personal laut Susanne „sehr freundlich und herzlich“  ist, ist der Informationsfluss immer noch chaotisch, da sich das Krankenhauspersonal untereinander kaum abspricht. Daher sind beide froh, sich bei aqua med in täglichen Telefonaten rückversichern zu können, ob die ergriffenen Therapiemaßnahmen sinnvoll und richtig sind.

Heiko erinnert sich: „Man musste höllisch aufpassen. Ständig war ein anderer Arzt vor Ort und hat etwas anderes gesagt.“ Und Susanne weiß noch: „Eines stand fest – sobald ich wach wurde sah ich Heiko an meiner Seite, der auf mich und alles um mich herum aufpasste.“

An Tag 2 der Therapie sind die Parasiten in Susannes Blut deutlich zurückgegangen. Trotzdem behauptet die Hämatologin vor Ort, es müsste ein wirksameres Medikament als Malarone eingesetzt werden, da dies „schließlich nur zur Prophylaxe geeignet“ wäre. Heiko weiß noch: „Ich hatte das Gefühl, dass die Ärztin mit Malarone nicht vertraut ist und ein wenig Angst hatte ihr Gesicht zu verlieren. Ich wiederum hatte Angst, dass hier aus Unwissenheit oder Kommunikationsmangel was bei Susannes Behandlung schief läuft. Hier versicherte ich mich beim aqua med doc zurück und behauptete mich gegen die Ärztin.“ Obwohl Malarone für die Therapie einer schweren Malaria tropica nicht das Mittel der ersten Wahl ist, wird in Absprache mit einem Tropenmediziner aus Manila entschieden, die Malarone-Therapie einen weiteren Tag fortzuführen und den Malaria-Test am nächsten Tag abzuwarten.

An Tag 3 der Therapie mit Malarone zeigt der Bluttest, dass die Parasiten weiter rückläufig sind, wobei Susanne immer wieder Fieber bekommt und weiterhin beatmet werden muss. Der aqua med doc und der philippinische Tropenmediziner entscheiden, dass Susanne die Einnahme des Malaria-Präparats um zwei weitere Tage verlängern soll. Diese Option ist nur möglich, da Susanne und Heiko vorgesorgt und 2 Packungen Malarone in ihrer Reiseapotheke dabei haben.

Ein erneut durchgeführter Malariatest zeigt an den darauffolgenden Tagen einen deutlichen Abfall der Parasitenmenge in Susannes Blut bis er schließlich negativ ist. Susannes Atmung, die Thrombozytopenie sowie das Ödem haben sich ebenfalls verbessert und das Fieber konnte erfolgreich gesenkt werden.

Nach insgesamt 5 Tagen wird die Gabe von Malarone beendet. Susanne atmet wieder selbstständig und wird nach 24 Stunden Beobachtung von der Intensiv- auf die Normalstation verlegt. Dort werden die Blutwerte weiterhin überwacht. Obwohl keine Parasiten mehr im Blut nachweisbar sind, sind einige Elektrolyte sowie der rote Blutfarbstoff Hämoglobin und die Thrombozyten weiterhin reduziert und unter dem Normalbereich. Um ihre Genesung schneller voranzutreiben, bekommt Susanne deshalb eine erneute Bluttransfusion.

Wieder gesund – oder doch nicht?

Nach insgesamt 14 Tagen im Krankenhaus wird Susanne entlassen. Sie erinnert sich: „Bei den ersten Schritten außerhalb des Krankenhauses war ich gleich richtig außer Atem.“ Nach Abstimmung mit aqua med wird entschie­den, dass Heiko und Susanne noch ein paar Tage zur Erholung im Hotel blei­ben. Zum Glück kommt Susanne schnell wieder zu Kräften und die beiden können den Rest ihres Urlaubs noch genießen.

2 Wochen nach der Heimkehr folgt jedoch ein weiter­er Schockmoment: Plötzlich fallen Susanne büschel­weise Haare aus! Es stellt sich heraus, dass dies eine Spätfolge der aus­geprägten Fieber­erkrankung ist, die die Haarfolikel angegriffen hat. Glücklicherweise wachsen sie rasch wieder nach und Susanne ist heute wieder vollständig genesen.

Im Oktober soll es erneut auf Tauchreise gehen. Vielleicht finden die beiden dann ja den perfekten Ort für ihre eigene Tauchschule...


aqua med doc: „Ich bin sehr froh, dass trotz der Verkettung unglücklicher Umstände der schwere Krankheitsverlauf der Malaria tropica bei Susanne ein so gutes Ende genommen hat und sie wieder vollständig wohlauf ist. Ich wünsche Susanne und Heiko alles Gute für die Verwirklichung ihrer Wünsche und Ziele.“

Susanne: „Nach dieser Geschichte würde ich anderen Tauchenden empfehlen, bei ihrer Tauchschule nachzufragen, ob die Blutgruppen der Instruktoren erfasst sind und ob jemand im Notfall Blut spenden würde. Mein Traum wäre eine Vernetzung von Reisenden, die ihre Reisedauer, ihren Reiseort und ihre Blutgruppe eintragen, um sich im Notfall gegenseitig helfen zu können.“

Heiko: „Lasst euch vor eurer Fernreise von einem Tropenmediziner beraten und impfen. Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten dafür. Nehmt in Malariagebiete immer ausreichend Stand-by-Medikamente mit, damit ihr für den Notfall gewappnet seit. Bei Fieber sofort ins Krankenhaus zur Blutanalyse. Und am besten sofort mit aqua med Kontakt aufnehmen.“

Heiko und Susanne: „Nochmal unser Dank an aqua med für eure Unterstützung. So viel Hilfsbereitschaft und so einen engen Kontakt hatten wir bei weitem nicht erwartet und sind überwältigt! Natürlich werden wir von unseren tollen Erfahrungen berichten und euch weiterempfehlen! Wir bedanken uns und sind sehr glücklich euch so kennengelernt zu haben! Vielen lieben Dank!!“